BauCheck

Tool zur Unterstützung nachhaltiger und zirkulärer Gebäudestandards auf kommunaler Ebene

Der Bau- und Gebäudesektor ist laut dem 2022 Global Status Report for Buildings and Construction für einen maßgeblichen Anteil der globalen CO2-Emissionen (37 %) und Energieverbräuche (34 %) verantwortlich. Hinzu kommt die immer intensivere Nutzung unserer Lebensräume, der steigende Verbrauch natürlicher Ressourcen sowie das hohe Abfallaufkommen durch Bau-, Renovierungs- und Abbrucharbeiten. Die Herausforderung zur Erreichung der Klimaziele liegt nun darin, die wesentlichen Ansätze einer nachhaltigen Planung anzuwenden und durch unterstützende Designgrundsätze auszugestalten. 

Eine praktische und systematische Vorgehensweise für kommunale Bauprojekte

Um die Umsetzung kreislauforientierter Bauprinzipien auf kommunaler Ebene zu erleichtern, entwickelte Klima-Agence das BauCheck-Tool im Rahmen des Klimapaktes. Ziel ist es, einen praktischen und systematischen Ansatz zu bieten, der den Gemeinden dabei hilft, Nachhaltigkeitsziele bei anstehenden Bauprojekten (Neubau, Sanierung) bereits am Anfang der Planungsphase zu definieren und deren Umsetzung auch über die Planungs- sowie Bauphase zu überwachen. 

Der BauCheck enthält insgesamt drei Kapitel mit 14 unterschiedlichen Themen (siehe Grafik unten) und 45 Zielsetzungen, verteilt auf unterschiedlichste Themen der Nachhaltigkeit und im Zusammenhang mit den Klimapakt- und den Naturpaktmaßnahmen. 

Die Grafik zeigt, wie der BauCheck drei Bereiche umfasst: Schonender Umgang mit Ressourcen; Wert über den Lebenszyklus; Gesunde und produktive Umwelt. Insgesamt gibt es 14 Themenbereiche.

Von diesen insgesamt 45 Zielen sind 25 spezifisch dem zirkulären Bauen gewidmet und insbesondere in den beiden Kapiteln „Schonender Umgang mit Ressourcen“ sowie „Wert über den Lebenszyklus“ zu finden. 
Weitere Informationen zum Tool sowie der Anwendung finden Sie hier auf der Seite des Klimapakts.

Nachhaltigkeit im Bauwesen

Nachhaltigkeit im Bauwesen umfasst die ganzheitliche Betrachtung und Umsetzung von Bauprojekten unter Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte, mit dem Ziel, die Bedürfnisse der heutigen Generation zu erfüllen, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu gefährden. Dies erfordert, dass die drei Dimensionen – Ökologie, Ökonomie und Soziales – bei der Planung, dem Bau und dem Betrieb von Gebäuden möglichst gleichermaßen berücksichtigt werden und so wesentlich zur Erreichung der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen beitragen.

Zielsetzung Nummer 11 der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung: Nachhaltige Städte und Gemeinden

Gemäß dem ökologischen Aspekt sollte die Gestaltung von Gebäuden ressourcenschonend und umweltverträglich sein. Dies kann beispielsweise durch eine CO2-reduzierte Bauweise, die Verwendung schadstoffarmer und nachwachsender Materialien, eine effiziente Nutzung von Energie und Wasser sowie durch den Schutz der Biodiversität erreicht werden.

Bei der ökonomischen Dimension geht es um wirtschaftlich sinnvolles Bauen, was bedeutet, dass Gebäude möglichst langfristig sowie intensiv genutzt werden können und die finanzielle Belastung über den gesamten Lebenszyklus minimiert wird. Beispiele hierfür sind die Flexibilität und Umnutzungsfähigkeit von Gebäuden sowie die Berücksichtigung der Lebenszykluskosten.

Soziale Aspekte betreffen insbesondere die Gesundheit und das Wohlergehen der Nutzer, die beispielsweise durch eine erhöhte Nutzungsqualität, Barrierefreiheit, eine nachhaltige Mobilität und eine gute Verkehrsanbindung gewährleistet werden.
Während es bei der Nachhaltigkeit um die Menschen, den Planeten und die Wirtschaft geht, liegt der Schwerpunkt beim zirkulären Bauen auf der Reduzierung, Verlangsamung und Schließung von Energie- und Materialkreisläufen. Sie zielt darauf ab, Produkte, Komponenten und Materialien jederzeit auf dem höchsten Niveau ihrer Nützlichkeit und ihres Wertes zu halten.

Kreislauffähigkeit im Bauwesen

Zirkuläres Bauen ist ein wichtiger Bestandteil – und ein Werkzeug – des nachhaltigen Bauens. Durch einen Paradigmenwechsel in der Art und Weise, wie wir Gebäude planen, bauen und nutzen, sollen insbesondere natürliche Ressourcen geschont und Abfall vermieden werden.

Das Ziel sollte sein, Gebäude so zu konzipieren, dass sie so lange, so intensiv und so effizient wie möglich genutzt, wiederverwendet, angepasst und wiederaufgebaut werden können. Dabei soll die gleiche Nachfrage mit insgesamt weniger Einsatz gedeckt werden, indem Ressourcen effizienter genutzt und ihr Wert so lange wie möglich über die Lebensdauer erhalten werden soll.

Im Gegensatz zum traditionellen linearen Bauansatz, bei dem Gebäude am Ende ihres Lebenszykluses entsorgt werden, legt das zirkuläre Bauen einen besonderen Schwerpunkt auf Wiederverwendung, Recycling und die Rückführung von Baumaterialien und -elementen in den Produktionskreislauf.

Zirkuläres Bauen: Leitfragen zu Beginn jedes neuen Bauprojektes

Das Ziel sollte immer sein, Umweltbelastungen zu begrenzen und Baumaßnahmen auf das Notwendigste zu beschränken. Dementsprechend sollten sich Bauherren zu Beginn jedes Projekts folgende Fragen stellen: 

Ist ein Neubau die Antwort auf die Bedarfsfrage („avoid new construction“), oder können bereits bestehende Gebäude...
... mit geringem Aufwand umgenutzt, wiederverwendet oder saniert werden?
... wenn möglich und sinnvoll, umgebaut oder erweitert werden?“

Bereits bestehende Gebäude sollten demnach – wenn möglich und sinnvoll – erhalten bleiben, maximal in Neubauprojekte integriert oder deren Bauteile im neuen Projekt wiederverwendet werden.

Bedürfnispyramide für den Kreislaufbau in absteigender Reihenfolge: Vermeidung von Neubauten; weniger bauen; intelligent bauen; effizient bauen; Abfall minimieren.

Des Weiteren, sollte auf folgende Grundprinzipien geachtet werden: 

  • « Build less » (weniger bauen)
    • Flexibilität und Umnutzungsfähigkeit der Gebäude (z.B. durch eine modulare Bauweise, welche ohne großen Aufwand angepasst und umgenutzt werden kann)
    • Effiziente und intensive Nutzung der Räumlichkeiten (z.B. durch polyvalente und flexible Nutzungsmöglichkeiten, durch eine Mutualisierung von Räumlichkeiten)
  • « Build clever » (intelligent bauen) 
    • Materialauswahl (z.B. erneuerbare, wiederverwendete und recycelte Materialien)
    • Berücksichtigung von Auswirkungen über den Lebenszyklus (z.B. TCO, LCA)
    • Verlängerung der Lebensdauer (z.B. durch eine nachhaltige Nutzung und Instandhaltung des Gebäudes, durch die Beschaffung einer multifunktionalen sowie reparierbaren Ausstattung)
    • Dokumentation und Information über den gesamten Lebenszyklus (z.B. BIM, PCDS)
    • Rückbaubarkeit und Wiederverwendungsfähigkeit (z.B. Trennbarkeit sowie Kennzeichnung der verwendeten Materialien)
  • « Build efficiently » (effizient bauen) 
    • Reduzierter bzw. effizienter Materialeinsatz 
    • Effiziente Nutzung sowie Wiederverwendung von Wasser (z.B. Regen- oder Grauwasser)
    • Herstellung und Nutzung erneuerbarer Energien sowie Energieeffizienz
  • « Minimise waste » (Abfall minimieren) :
    • Nachhaltiges Ressourcenmanagement auf der Baustelle (z.B. durch eine Abfallvermeidung und die Trennung von Bau- und Abbruchabfällen nach ihren verschiedenen Fraktionen)

Die Wichtigkeit einer frühzeitigen und sorgfältigen Planung 

Eine frühzeitige und umfassende Planung ermöglicht es, die Prinzipien des nachhaltigen und zirkulären Bauens von Anfang an ganzheitlich zu berücksichtigen und sicherzustellen, dass sie über alle Bauphasen hinweg umgesetzt werden.

In der frühen Planungsphase besteht eine noch hohe Beeinflussbarkeit, um potenzielle Umweltauswirkungen zu minimieren und die Kosten über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes zu reduzieren. Je weiter der Planungs- und Umsetzungsprozess voranschreitet, desto geringer wird die Möglichkeit zur Beeinflussung, während gleichzeitig die Kosten und der Aufwand für Anpassungen entsprechend steigen.